Das Bauhaus-Kleid ist knöchellang und sehr luftig geschnitten. Hatten Sie beim Entwurf auch angewandtes Design im Sinn?
Definitiv. Ich finde ein pures Kleid so wunderbar unkompliziert. Gerade im Sommer. Man ist angezogen, es engt einen nicht ein. Man muss nicht tausend Stunden überlegen, was man anzieht. Eine Basis, die zu allem passt: flache Schuhe, hohe Schuhe, eine Tasche oder nur ein Beutel… so etwas mag ich. Im Prinzip ist es wie ein langes T-Shirt, das die Trägerin nicht anstrengt, aber trotzdem cool und angezogen aussieht. Dann hat es Taschen – praktisch! Beim inneren Gürtel fand ich toll, dass man nur eine Stelle betont und hinten locker lassen kann. Vorne ist man fitted, hinten weit. Diese Silhouette verwende ich gern.
Wie würden Sie das Kleid stylen?
Es kommt auf den verwendeten Stoff an. Das Bauhaus-Kleid gibt es in vielen Variationen, die man festlich, sinnlich oder auch ein bisschen rougher kombinieren kann. Es ist eine moderne Interpretation – keine Retrospektive.
Wie kann man das Schnittmuster zuhause anwenden?
Ganz individuell. Verschiedene Farben, verschiedene Stoffe oder Muster – auch die Ärmellängen können variiert werden. Wir arbeiten gerade an einer Version in Schwarz mit durchsichtigen Ärmeln. Das ist das Tolle am Basic-Schnitt: Man kann sich immer wieder neu inspirieren lassen.
Wenn Sie in der damaligen Zeit gelebt hätten, wären Sie auch ans Bauhaus gegangen?
Das hätte mich total interessiert. Man wusste ja, dass aufgeschlossene, modern eingestellte oder die Moderne suchende Leute ans Bauhaus gingen. In so einem Kontext zusammen zu wachsen, sich zusammen auszuprobieren und durch andere inspiriert zu werden – das ist eine große Chance. Es waren ja nicht nur lokale, sondern auch internationale Studenten und Dozenten dort. In einer Welt ohne Internet – keine alltäglichen Austauschpartner. Im Prinzip war es natürlich auch ein bisschen Name-Dropping, aber trotzdem: alles was neu ist und sich neu entwickelt ist total interessant. Wenn hier in München etwas so Spannendes aufmachen würde, wo sich wichtige und interessante Leute treffen… da würde man sich ja auch bewerben.
Wo finden Sie stattdessen kreativen Input?
In einen Beruf wie meinen wächst man durch diverse Einflüsse hinein. Modedesign war und ist eigentlich gar nicht mein Fokus im Alltag. Ich finde eher, dass man sich für viele Richtungen interessieren muss. Designer oder Künstler zu sein ist kein Nine-to-Five-Job – es ist eine Haltung. Ob Filme, Ausstellungen, Musik, Austausch – alles kann inspirieren! An manchem bleibt man hängen und nimmt es wahr, weil man mit anderen Augen, einem andere Blick durch die Welt läuft. Dann absorbieren sich die Eindrücke und am Ende kommt etwas Persönliches heraus.