Massentourismus Analyse

Hin und weg: So wirkt sich der Massentourismus auf deinen Urlaub aus

Overtourism heißt das Phänomen, wenn zu viele Reisende denselben Tipps folgen. Extrembeispiele zeigen, welche Auswirkungen das auf Einheimische, Natur und Stimmung hat.

1. Beispiel Overtourism: Dessau

Dem Bauhaus hat Deutschland 2019 ganz schön viel Aufmerksamkeit zu verdanken. Nicht nur haben die Trendscouts von Lonely Planet Dessau, Weimar und Berlin zu den Top-Destinationen des Jahres erklärt, auch auf die „52 Places to go in 2019“-Liste der New York Times haben es die drei deutschen Städte geschafft. Vor allem Dessau gilt als besonders sehenswert. In der 82.000-Einwohner-Stadt lehrten Gropius & Co. die längste Zeit. Und hier steht nach wie vor das Bauhaus-Gebäude, das mittlerweile UNESCO-Welterbe ist. Wie sieht es in Dessau also im Jubiläumsjahr aus?

Wer die Stadt in Sachsen-Anhalt ansteuert, wird zwar mit der eindrucksvollen Architektur des Campuses belohnt, ansonsten aber herrscht nicht gerade Partystimmung. Pünktlich zum 100-Jährigen sollten Elektrobusse durch Dessau rollen, um die Besucher zu den Sehenswürdigkeiten zu bringen. Doch daraus wurde wegen zu hoher Kosten nichts – und auch mit den Touristen sieht es mau aus. Womöglich sind wir einfach sechs Jahre zu früh dran. Denn das Bauhaus ist erst im Jahr 1925 nach Dessau gezogen.

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2. Beispiel Overtourism: Barcelona

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Die katalanische Hauptstadt Barcelona hat die Schnauze voll von Urlaubern. Die jährlich rund 27 Millionen Besucher treiben unter anderem die Mieten in die Höhe: Nur noch Außenbezirke sind für Einheimische bezahlbar. Mit Sprüchen wie „Tourismus tötet die Stadtteile“ machen sie bei regelmäßig stattfindenden Demonstrationen ihrem Unmut Luft. Die Tourismus-Gegner fürchten den Verlust der kulturellen Seele ihrer Stadt.

3. Beispiel Overtourism:Paris

„Aufgrund gestiegener Besucherzahlen üben die Mitarbeiter der Louvre-Rezeption und das Sicherheitspersonal ihr Recht zu streiken aus. Deshalb wird das Museum heute den ganzen Tag geschlossen bleiben”, twitterte das Louvre am 27. Mai 2019. Die Mona Lisa blieb den Touristen volle zwei Tage verwehrt. Obwohl die Eintrittskarten vom Museum erstattet wurden, hatten die Besucher wenig Verständnis für den Entschluss der Mitarbeiter.

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4. Beispiel Overtourism: Island

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Dass Popstar Justin Bieber bei seinen Fans regelmäßig für einen Ausnahmezustand sorgt, ist ja nichts Neues. Seit der Veröffentlichung seines Musikvideos zu „I’ll show you“ im Jahr 2015, bekommt ein ganzes Land das Ausmaß des Bieber-Fiebers zu spüren: Die isländische Schlucht Fjaðrárgljúfur, Schauplatz des Clips, wird geradezu überrannt. Alle wollen wie Justin die saftig grünen Grashügel hinunterrollen. Der einzige Ausweg, um das Ökosystem des Canyons zu schützen, war seine Sperrung. Seit dem 1. Juni 2019 ist er wieder zugänglich, aber das sollte man lieber nicht zu laut sagen.

 

5. Beispiel Overtourism: Bali

Bei Tauchern und Surfern ist Bali ein beliebtes Ziel. Im Wasser treffen sie auf Rochen, Haie, Kugelfische und Einkaufstüten. Die indonesische Insel leidet täglich unter 450 Tonnen Plastikmüll. In tropischen Ländern stehen Plastikverpackungen für Hygiene. Doch nicht nur mit dem eigenen Abfall muss das Land klarkommen. So schickte Deutschland im Jahr 2018 120.000 Tonnen Plastikmüll nach Indonesien und Vietnam. Nun plant die Insel eine Touristensteuer in Höhe von etwa neun Euro. So sollen die Besuchermassen reguliert werden. Um das Müllproblem in den Griff zu bekommen, müssen jedoch härtere Maßnahmen her.

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6. Beispiel Overtourism: Venedig

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Die Einheimischen sind frustriert: Wieder und wieder verschiebt die Stadt im Wasser die Eintrittsgebühr für Tagestouristen. Nun sollen erst ab 2020 sechs bis zehn Euro pro Kopf fällig werden. In der Hochsaison drängeln sich täglich 130.000 Besucher durch die Lagunenstadt. Auch der Kreuzfahrttourismus ist für die Venezianer eine Zumutung. Erst im Juni gab es einen Zusammenprall zwischen einem Kreuzfahrtschiff und einem kleineren vollbesetzen Boot. Der Unfall hat die Stimmung angeheizt: „Raus mit den Monsterschiffen“, fordern die Bewohner.

7. Beispiel Overtourism: Lake Elsinore

Wie ein Heuschreckenschwarm fielen Touristen im kalifornischen Lake Elsinore über die blühenden Mohnfelder her. Zurück blieben zertrampelte Blüten, Müll und über 200.000 Posts auf Instagram unter dem Hashtag #superbloom. Als letzte Konsequenz sperrten die kalifornischen Behörden den Zugang zu den Blumenwiesen, um das Naturwunder und die Anwohner zu schützen. #Naturelove sieht eindeutig anders aus.

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8. Beispiel Overtourism: Angkor Wat

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Kambodscha, das ärmste Land Südostasiens, hat eine der weltweit meistbesuchten religiösen Stätten zu bieten – Angkor Wat. Im Westen kennt man die verwunschenen Tempel mitten im Dschungel vor allem aus dem Film „Lara Croft: Tomb Raider“. Vor Ort ist die Realität eine andere: Die jährlich mehr als 3 Millionen Besucher trampeln die alten Gemäuer regelrecht platt, Tuk Tuks verpesten die Luft. Elefanten schleppen in brütender Hitze Touristen über die 350 Quadratkilometer große Anlage. Bis sie tot umfallen wie der Herzinfarkt einer Elefantenkuh im Jahr 2016 gezeigt hat. Durch erhöhte Eintrittspreise versucht das Land den Massentourismus in den Griff zu bekommen. Zumindest sollen die Elefantenritte ab 2020 verboten werden und der Tierquälerei ein Ende bereiten.

Titelbild: Sonja Meinke & Carmen Jenny