Bis zu einem gewissen Grad kann die Entwicklung mit der industriellen Revolution im 20. Jahrhundert verglichen werden. Wer sich damals rechtzeitig damit auseinandergesetzt hatte, konnte den Nutzen und die Effizienz-Steigerung durch Technologien erkennen. Allerdings wurden „Züge, Elektrizität, Radio, Telefon sowohl für kommunistische Diktaturen und faschistische Regime eingesetzt als auch für die Erschaffung von liberalen Demokratien“, so der Historiker Yuval Noah Harari, der in seinen Büchern wie „Homo Deus – Eine Geschichte von Morgen“ ein eher dystopisches Zukunftsszenario der KI beschreibt.
Ob dieses eintritt, liegt letztendlich am Einsatz und dem Verständnis für neue Leistungen durch die KI. Kurzum, es liegt an uns. Doch wie soll dieses Gespür geschaffen werden? Die Dringlichkeit, diese Frage zu beantworten, liegt im entscheidenden Unterschied zur industriellen Revolution. Noch nie waren Algorithmen und die damit verbundenen maschinellen Anwendungen so eng mit Entscheidungsprozessen der Menschen verbunden. Wenn es also irgendwann um weitaus ernstere Anwendungen als die Filmauswahl auf Netflix geht, ist es für unserer Selbstwillen essentiell, dass wir uns vor möglichen Manipulationen schützen.
Myriam Locher, Gründerin und CEO von Bettermind und Unternehmensberaterin für digitale Transformation, lieferte in einem Interview eine einfache Erklärung: „Wir reden davon, dass wir in den kommenden 20 Jahren den gleichen Entwicklungssprung sehen werden, wie wir ihn in den letzten 1000 Jahren vollzogen haben.“ Es gehe darum, maximal agil zu sein und eine herausragende Fehlerkultur zu etablieren. „Das ist die notwendige Basis, um in dieser Zeit schnell genug lernen zu können.“